Schlossmuseum Lichtenburg und Gedenkstätte KZ Lichtenburg
Das Schloß Lichtenburg blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Seit Ende des 13. Jahrhunderts wirkten an diesem Ort die Antoniter, die sich vorrangig der Krankenpflege widmeten.
Kurfürst Johann Friedrich, der Großmütige hob im Zuge der Reformation das Kloster auf. Er stellte einige Räume der Kurfürstin Elisabeth von Brandenburg, die seit 1527 eine Anhängerin Martin Luthers war und deshalb aus dem katholischen Brandenburg fliehen musste, als Wohnstätte zur Verfügung.
Ab 1574 ließ Kurfürst August von Sachsen die Renaissanceanlage bauen. Seine Frau, Kurfürstin Anna – eine dänische Prinzessin – gilt als Initiatorin des Schlossbaus, der ihr und weiteren sächsischen Kurfürstinnen bis 1717 als Witwensitz diente.
Besonders die Kurfürstinnen Anna und Hedwig prägten die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Region maßgeblich. Im 18. Jahrhundert wurde das Schloss zeitweise als Adliges Fräuleinstift und später als Königliches Kammergut genutzt.
Anfang des 19. Jahrhunderts begann die Zeit der zweckentfremdeten Nutzung des Bauwerkes. Zunächst königlich sächsisches Zuchthaus blieb es bis 1929 preußische Haftanstalt.
Im Frühjahr 1933 nahm das dunkelste Kapitel der Schlossgeschichte seinen Anfang. Damals richtete das NS-Regime eines der ersten Konzentrationslager hier ein. Neben politischen Häftlingen wurden Bibelforscher, Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma geschunden. Am 15. Dezember 1937 trafen die ersten 200 weiblichen Häftlinge aus dem Frauen-KZ Moringen hier ein. Im KZ Lichtenburg waren in den zwei Jahren seiner Existenz als Frauen-KZ mindestens 1.415 Frauen eingesperrt. Unter ihnen die Bibelforscherin Paula Billstein, die Schauspielerin Lotti Huber, die Jüdin Olga Benario. Der Weg der im Mai 1939 noch in der Lichtenburg befindlichen ca. 1.000 weiblichen Häftlinge führte nach Ravensbrück.
Die 1965 im Schloss eingerichtete Mahn- und Gedenkstätte hält die Erinnerung daran wach.
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Weiterführende Hinweise:
Zur Gedenkstätte: Im 1908 errichteten Werkstattgebäude befindet sich das Besuchs- und Dokumentationszentrum der Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt (Anfahrt, Ausstellungen, Termine u.a. hier).
Die Lesetour zum Buch zur Multimedia-Installation von Petra Reichenbach im Schloss Lichtenburg in Prettin macht demnächst hier Station:
Im Podcastbeitrag „Auf Augenhöhe – Kunst trifft Geschichte“ berichtet die Künstlerin Petra Reichenbach vom Entstehensprozess der Installation in den Frauengemächern der Lichtenburg.
Am 26. September 2024 wurde die Freiraumausstellung „Visionen für die Lichtenburg 2.0 – Zukunftsperspektiven für die KZ-Gedenkstätte“ in der Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin eröffnet. Architektur-Master-Studierende der FH Aachen haben sich in den letzten beiden Semestern intensiv mit dem Schloss Lichtenburg und der Gedenkstätte auseinandergesetzt.