Diakonissen-Mutterhaus Halle
Auch die Stadt Halle musste sich mit den Auswirkungen zunehmender Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts auseinandersetzen. Wiederholt auftretende Epidemien und deren Folgen boten den Anlass auch über Armen- und Krankenfürsorge nachzudenken und geeignete Wege zu erschließen. Vor diesem Hintergrund hielten Honoratioren der Stadt die Diakonissen für geeignet, im Rahmen einer auf Christus begründeten Fürsorge tätig zu werden.
Einer solchen Anregung entsprechend wurde im März 1857 nach dem Beispiel des Diakonissenmutterhauses Kaiserswerth und mit dessen Unterstützung im Weidenplan 4 ein evangelisches Diakonissenmutterhaus – das erste für die preußische Provinz Sachsen – mit der Aufnahme der ersten Patienten eröffnet. Eine qualifizierte Ausbildung von Diakonissen für die Krankenpflege gehörte zu den Hauptaufgaben des Diakonissenmutterhauses.
Als zwei Jahre später die erste Vorsteherin Wilhelmine Hesse die Saalestadt verlies, um nach Kaiserswerth zurückzugehen, verfügte die Diakonissenanstalt in Halle über eigene Schwestern und damit über wichtige Voraussetzungen für die künftige Arbeit. Bereits 1868 ist die Diakonissenanstalt in ihrem neuen Domizil am Mühlweg zu finden.
Die Einrichtung des Diakonissenwesens eröffnete zunächst für ledige Frauen eine Ausbildung für ein breites Spektrum sozialer Tätigkeiten, die eine berufliche Existenz im Rahmen einer religiösen Gemeinschaft ermöglichte.
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Weiterführende Hinweise:
Die FrauenOrte-Tafel ist auf dem Vorplatz-Rondell am Haupteingang des Diakoniekrankenhauses im Mühlweg 7 aufgestellt. Sie erinnert im Ensemble mit dem 2022 von der Künstlerin Anne Knödler geschaffenen Diakonissendenkmal an deren hallesches Wirken seit 1857.
Das ursprüngliche Diakonissen-Mutterhaus befindet sich in der Lafontainestraße 15 (auf der Rückseite des Klinikgeländes).
Zu diesem FrauenOrt gibt eine eigene Podcast-Folge „Mit Kopf UND Herz für Mensch und Gott“ Auskunft, in der Sr. Elisabeth über ihr Leben als Diakonisse sowie ihr Arbeiten in zwei Gesellschaftssystemen erzählt – ein sehr berührendes Zeitzeugnis der leider im Oktober 2021 85 – jährig verstorbenen langjährigen Oberin und Pflegeleiterin.
Zu den Diakonissen als ein Beispiel für weibliche Erwerbstätige an der Schwelle zum 20.Jahrhundert finden sich im Kapitel „Undankbare Arbeit“ von Christiane Aszakies im FrauenOrte Band 2 , ab S. 41-46.
Zum Nachlesen empfohlen im Buch von Nadja Hagen: „Mit Herz für Mensch und Gott“ Das Diakoniewerk Halle Mitteldeutsche kulturhistorische Hefte Nr.34 aus dem Hasenverlag