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Neinstedter Anstalten – Elisabethstift

Johanne Philippine Nathusius wurde am 18. November 1828 als zehntes Kind des Althaldenslebener Fabrikantenehepaares Luise und Johann Gottlob Nathusius geboren. In ihrer Kindheit erkrankte sie an Scharlach und Flecktyphus, die Zeit ihres Lebens schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Folge hatten. Sie blieb unverheiratet. Eine besonders enge Beziehung pflegte sie zu ihrem Bruder Philipp und seiner Frau Marie, mit denen sie auch eine tiefe pietistische Frömmigkeit verband.

Als junge Frau lernte Johanne Nathusius Fälle von Epilepsie und geistigen Behinderungen unter den Haldenslebener Arbeiterfamilien kennen. Ohne angemessene Pflege, Erziehung und zumeist vor der Öffentlichkeit versteckt, führten die kranken und behinderten Menschen ein würdeloses und gefährdetes Leben. Über die politischen Verbindungen ihres Bruders Heinrich erreichte sie im Jahr 1858, dass der preußische Provinziallandtag eine Zählung von geistesschwachen Kindern im Alter von 6 – 12 Jahren anordnete. Ihre Hoffnung, der Staat würde die Kinder in seine Fürsorge übernehmen und geeignete Pflege- und Erziehungseinrichtungen schaffen, erfüllte sich jedoch nicht. So gründete sie 1861 ihre Elisabethstiftung als privates karitatives Werk, das auch diejenigen, die krank und behindert am äußersten Rande der Gesellschaft standen, als von Gott geliebte Geschöpfe wahrnahm, sie versorgte und ihnen Sinn durch Gemeinschaft, elementare Bildung und Beschäftigung vermitteln sollte.

25 Jahre nach der Gründung gehörte die Elisabethstiftung mit 450 „Pfleglingen“ zu den größten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland. Trotz ihrer vielfältigen Verpflichtungen fand Johanne Nathusius Zeit, sich auch künstlerisch zu betätigen. Sie veröffentlichte ein Buch über die Blumenwelt mit Abbildungen nach eigenen Entwürfen, malte und gestaltete Kapellen aus. Am 28. Mai 1885 starb Johanne Nathusius in Althaldensleben.

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Weiterführende Hinweise:

Die o.g. Bezeichnung „Neinstedter Anstalten“ bezieht sich auf die historische Situation des Wirkens von Johanne Philippine Nathusius im 19.Jahrhundert. Ihr Erbe wird heute vor Ort von der Evangelischen Stiftung Neinstedt, einer Stiftung des privaten Rechts, fortgeführt. Zu deren Geschichte seit 1850 gibt es mehrere Publikationen (Bezug s. Stiftungs-Shop) https://www.neinstedt.de/esn/