Buchtipp zum Ottoninnen-FrauenOrt
Caroline Ring: Botschafter des Lebens – Was Bäume in Städten erzählen | Magdeburg | Edelkastanie (Castanea sativa ) | 13 Jahre
© 2020 Berlin Verlag in der Piper Verlag GmbH, Berlin und München
„Kaiserlichste aller Kaiserinnen“
„… Noch im gleichen Jahr heirateten er und Adelheid. Das ostfränkische und das italienische Königtum wurden vereint, das Bild eines schwachen Königs, das von Otto in manchen Gegenden in Umlauf war, verlor an Bedeutung. 955, vier Jahre nach der Hochzeit, konnte Otto durch den Sieg in der Schlacht am Lechfeld seine Machtposition auch in Richtung des heutigen Ungarns endgültig festigen. Sein Herrschaftsgebiet reichte nun von Lothringen bis in die Lausitz, von Wien bis nach Turin, von Schleswig bis nach Mittelitalien. 962 ließ sich Otto vom Papst zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches krönen. Er war der erste römische Kaiser seit über sechzig Jahren und der erste aus dem Geschlecht der Ottonen. Adelheid, seine Mitregentin, wurde Teilhaberin der Kaiserwürde.
Vieles spricht dafür, dass Otto zu der zwanzig Jahre jüngeren Adelheid aufblickte und sie schätzte. Offenbar lernte er für sie sogar die romanische Sprache. In den nachrufen auf Adelheid heißt es, sie sei die Voraussetzung dafür gewesen, dass sich Otto zum Kaiser krönen lassen konnte. Die Quedlinburger Annalen, die Adelheid nach ihrem Tod würdigten, nennen Otto sogar den „Teilhaber“ Adelheids. 973 starb Otto I., der mittlerweile wie sein Vorbild Karl den Beinamen „der Große“ erhalten hatte. Sein Nachfolger wurde Otto II., der bereits mit der byzantinischen Adligen Theophanu verheiratet war. Adelheid zog sich aus den Regierungsgeschäften zurück, auch weil Spannungen zwischen ihr und dem jungen Königspaar aufkamen. Sie ging nach Pavia, wo sie schon als Kind viel Zeit verbracht hatte.
Dort, im Norden Italiens, waren Edelkastanien weitverbreitet und hochgeschätzt. Ganze Plantagen von ihnen pflegte man, noch heute existieren Bäume, die über tausend Jahre alt sind. Seit über zweitausend Jahren werden Edelkastanien im Mittelmeerraum angepflanzt, vor allem dort, wo die Bedingungen für Getreide ungünstig sind. Maronen, wie man die Früchte der Edelkastanien auch nennt, waren ein Grundnahrungsmittel. Man mahlte sie zu Schrot oder Mehl und stellte Brot und Mus aus ihnen her. Noch immer sind sie in vielen Teilen Europas aus der Küche nicht mehr wegzudenken…“
Kapitel-Auszug mit freundlicher Genehmigung des Verlages (s. Seite 209/ 210)